Die Story meines Lebens
Inhalt
Bernd ist ein Top-Verkäufer und hat damit ein großes Unternehmen aufgebaut. Er verkauft einfach jedem alles. Hier erzählt er von seinen spektakulärsten Verkaufserfolgen – quasi die Story seines Lebens …
Kommentar des Regisseurs
Mein Beitrag zur Steinerei 2016 in Stuttgart, die unter dem Motto ‚absurd‘ stand. Der Film gewann den Preis der Jury, wurde Dritter beim Preis der Brickfilmer und bekam einen erstmaligen Sonderpreis für die ‚Bäschde Süngroh‘ (schwäbisch für ‚Beste Synchronisation‘). Also eine erfolgreiche Titelverteidigung!
Story: Nach dem Erfolg vom Vorjahr stand fest, dass die Geschichte wieder witzig sein musste. Zum Thema ‚absurd‘ kam mir der Verkäuferspruch in den Sinn: ‚Ich bin so gut, ich verkaufe sogar dem Papst ein Doppelbett!‘. Ein wenig Recherche und ich fand die Varianten Eskimos Kühlschränke zu verkaufen und einem Bauern eine Melkmaschine und dabei seine einzige Kuh in Zahlung zu nehmen. Von meinem Arbeitskollegen Sören Engel kam die Idee einer Schulklasse, die von der Lehrerin gefragt wird, was denn jeder von Beruf werden möchte. Von meinem langjährigen Mitautoren Frank Lauenroth kam die Idee des Interviews als Rahmenhandlung. Als mir dann kein passender Schluss einfiel, mailte ich ihm die angefangene Geschichte und bekam in kürzester Zeit das passende Finale.
Bei dieser Steinerei wurde die maximale Filmlänge drastisch auf nur drei Minuten reduziert. Man konnte sich aber zwei weitere Minuten hinzukaufen, in dem man eine Nonne (die es offiziell nicht von LEGO gibt), ein Brathähnchen und Spießertum im Film vorkommen ließ (in Bild oder Ton). Da absehbar war, dass ich mit den drei Minuten nicht auskommen würde, entstand der Berufswunsch ‚5-Sterne-Koch‘ (sonst wäre es ein Feuerwehrmann geworden). Letztlich wurde der Film mit einer Länge von 04:59 nahezu eine Punktlandung – was auch nur durch einen stark verkürzten Abspann möglich war.
Setdesign: Die Sets habe ich quasi chronologisch gebaut. Zuerst den Büroraum mit viel Glaswänden. Ein Blick über eine Hochhauskulisse, die aus zwei ausgedruckten und auf einen LEGO-Karton geklebten DinA4-Blätter bestand. Ein Top-Manager residiert nun mal immer in der obersten Etage eines Hochhauses!
Der Bauernhof wurde von meinem Sohn Fabian gebaut. Als grüne Grundplatten kamen übrigens große Platten einer LEGO-Alternative zum Einsatz. Die passen wenigstens nahtlos aneinander, was bei den Original LEGO-Platten nicht der Fall ist. Auch gibt es die von LEGO nicht in dieser Größe.
Ich bin ein Fan davon, ausdruckte Bilder oder Schilder in die Kulissen zu kleben. Das sorgt für zusätzliche Details. Dabei drucke ich einfach mit einem Tintenstrahldrucker verkleinerte Schildchen aus, schneide sie aus und klebe sie dann mit einem Klebestift in die Kulissen. Relativ leicht lassen sich die Bilder hinterher entfernen und die Klebereste kann man rückstandsfrei mit Wasser abwaschen. So hängen im Büroraum Bilder mit markigen Motivationssprüchen, im Klassenraum Schülermalereien, Landkarte und Klassenplan an der Tür und auch in weiteren Szenen ist Ausgedrucktes zu sehen (z.B. ‚Maddis Kochstudio‘ des Kochs Martin – in Anlehnung an Maggi – daher ist die Küchenzeile auch in gelb.).
Die Bilder im Hintergrund beim Papst sind übrigens bedruckte LEGO-Steine vom Steindrucker.com. Ebenso wie die Marmorfliesen.
Zum Begriff Spießertum überlegte ich, was einen echten Spießer ausmacht. Mir kamen da Gartenzwerge in den Sinn, dann ein Häuschen mit Garten und Gartenzaun, Frau und Kind, ein Auto und ein Haustier. Pflanzt man nicht auch einmal im Leben einen Baum …? Wenn man genau hinschaut, sieht (und hört) man all das in der Vorstellung der Berufswunschs ‚Top-Verkäufer‘.
Figuren: Der Hauptdarsteller durchlebt mehrere Phasen seines Lebens. Als Schüler mit Nerd-Brille und Nerd-Frisur, in der Vorstellung als ‚Top-Verkäufer‘ dann mit spießiger Frisur aber immer noch Nerd-Brille, in den Verkaufsaktionen als junger Erwachsener mit selbstbewussterem Gesicht und in den Interview-Szenen zusätzlich mit moderner Frisur.
Da es von LEGO keine Nonne gibt, musste improvisiert werden. Den Oberkörper gab es als Mönch auf Steindrucker.com und der Kopf stammt aus der LEGO Scooby-Doo-Packung ‚Spukender Leuchtturm‘ und ist auf www.bricklink.com zu finden.
Der Oberkörper des Papstes ließ ich beim Steindrucker.com nach eigener Vorlage anfertigen. Da mir mögliche Varianten an Kopfbedeckungen nicht gefielen, habe ich einfach die Glatze eines LEGO Großvaters weiß bemalt. Das war übrigens nicht das einzige LEGO, was von mir bemalt wurde. Auch der Hammer in der Schlußszene und die Mistgabel des Bauern waren bemalt (dann mit Silber).
In der Eislandschaft bei den Eskimos sollte unbedingt ein Eisbär vorkommen, allerdings fand ich das gewünschte Tier einzeln nicht unter 9 EUR. Zusätzlich mit Porto wäre mir das zu viel Geld gewesen. Ich hatte aber noch einen Alternativ-LEGO-Eisbären herumliegen. Dieser stammt von dem Hersteller Character Building aus der Sammeltütchen-Serie ‚Deadly 60‘, wo es um bedrohte Tierarten geht. Bei diesem Bären lässt sich der Kopf einzeln abnehmen und er wurde auch als Innenraumdeko im Iglu verwendet.
Lange überlegt habe ich auch bei der Figur der Stewardess. Sie sollte unbedingt ein kleines Hütchen auf ihren Haaren tragen. Am liebsten hätte ich Aladdins Haare (aus der Disney Minifiguren-Serie) verwendet, die ich in Vorankündigungen im Internet fand. Aber diese Serie kam einfach zu spät in den Handel und der Abgabetermin rückte immer näher. Daher habe ich kurzerhand einen flachen, runden LEGO-Einer mittels Klebestift leicht schräg auf die Haare geklebt. War auch ganz akzeptabel.
Animation: Wieder kam die IKEA-Drehplatte, die ich auch schon bei meinem letzjährigen Steinerei-Beitrag A Sunny Job verwendet hatte, zum Einsatz. Letztlich weniger spektakulär, obwohl sich die Figuren in der Klassenraumszene während der Rotation sogar bewegen.
Das Gewand der Nonne hat unten keinen Schrägstein, wie LEGO üblicherweise Frauenkleider dargestellt, sondern einen schlichten Zweier-Stein. Die Nonne läuft den roten Teppich entlang und ich wollte sie nicht über die Noppen ‚hoppeln‘ lassen, sondern habe mit schwarzen Einer-Steinen und mehreren Einer-Schrägsteinvarianten die Bewegung der Beine unter dem Gewand nachgebildet. Die Szene habe ich nachträglich gekürzt, daher fällt es nur auf, wenn man den Film zwischendurch anhält.
Wie schon bei A Sunny Job habe ich wieder Mundanimationen eingesetzt, die ich mit der Software Crazytalk gemacht habe. Bei der Auswahl der LEGO-Figuren, hatte ich aber dieses mal diverse Figuren mit offenem Mund dabei. Das war eine zusätzliche Herausforderung, wie ich in der Nachbearbeitung feststellte, da ich entscheiden musste, wo zwischen den weißen Zähnen sich der Mund öffnen soll. Das habe ich z.B. bei der Lehrerin nicht ganz konsequent durchgezogen. Mal öffnet sich der Mund mittig zwischen den Zähnen – mal am unteren Mundrand.
Meine Synchronsprecher fragten mich in der Produktionsphase immer wieder nach ersten Ausschnitten. Das war auch gar nicht schlecht, denn so fiel einem Sprecher auf, dass Bernd beim Verlassen des Papstes (‚Rechts raus geht’s zur Kasse!‘) gar nicht rechts abbiegt. Das fand ich ab dann auch so störend, dass ich diese Gehsequenz erneut animierte. Was sich in der Perspektive verliert: so wie Bernd dann abbiegt, würde er glatt gegen die Wand laufen …
Musik: Die wenige Musik, habe ich wieder mit GarageBand auf meinem iPhone erstellt. GarageBand ist ideal, um mal eben kleine Musiksequenzen zu erstellen, wobei diese sogar kommerziell genutzt werden dürften.
Die Bass-Sequenz zu Beginn des Filmes war an die 1990er-Sitcom Seinfeld angelehnt, die auch jetzt noch auf einigen Fernsehsendern wiederholt wird.
Für die Verkaufsszene mit dem Bauern fand ich das norddeutsche Volkslied ‚Herrn Pastor sien Kauh‘ ganz passend, da es schließlich auch von einer Kuh handelt. Ich entdeckte es als Instrumentalstück bei YouTube eingespielt von Peter Heumos auf einem alten Akkordeon. Kurz angefragt, gab er mir seine Genehmigung.
Synchronisation: Bei den vielen verschiedenen Filmszenen kamen sehr viele verschiedene Personen vor, die teilweise nur sehr kurze Sätze oder Laute von sich zu geben hatten. Ich war selbst überrascht, dass am Ende neben mir noch weitere 16 Sprecher zum Einsatz kamen – mein neuer persönlicher Rekord! Ich rekrutierte die Sprecher aus dem Kreise meiner Arbeitskollegen – allesamt Amateure, die ihre Sache sehr gut machten. Es brauchte nur wenig Überredungskünste, damit sie für mich tätig wurden.
Mein besonderer Dank geht an André Lienesch, der sich durch seine markante Synchronisation bei A Sunny Job für die Hauptrolle als Verkäufer empfohlen hat. Er hat seine Texte in diversen textlichen Variationen eingesprochen und den Charakter damit glaubwürdiger gemacht – er sprühte nur so vor Ideen. Wir hatten bei den Aufnahmen jedenfalls sehr viel Spaß.
Allein Klassik-Radio-Moderator Florian Schmidt als Reporter war der einzige Profi-Sprecher, der mich immer wieder gern unterstützt. Er sprach seine Texte in einem einzigen Take völlig fehlerfrei in vier verschiedenen Varianten. Ein Profi eben. Die verschiedenen Varianten waren wirklich sehr witzig anzuhören – ich musste mich aber leider für nur eine Variante entscheiden.
Die Stimmen meiner Arbeitskollegen habe ich vor Ort mit einem Digital Audio Recorder aufgenommen. Da mein alter Digital Audio Recorder die SD-Karte nicht mehr zuverlässig erkannte (wodurch es zu einigen Fehlaufnahmen kam), habe ich mir kurzerhand den Tascam DR-05 für unter 100 EUR gekauft. Der arbeitete dann sehr zuverlässig und die Qualität war sehr gut.
Eine besondere Herausforderung waren die Stimmen der Schüler. Es sollten Jungs sein, die noch nicht im Stimmbruch sind. Als erstes fragte ich meinen Neffen Finn an (heißt also wie im Film) und er sprach seinen kurzen Satz („Ich werde Rennfahrer!“) als WhatsApp-Sprachnachricht ein (er wohnt in Frankfurt – ich in Hamburg). Die Qualität war völlig ausreichend. Auch stammt von ihm das „Ich – ich!“ und das Lachen, während ein Schüler vom Stuhl fällt. Ich glaube mein Schwager hat ihn dafür durchkitzeln müssen. WhatsApp hat allerdings bei den übrigen Kindersprechern nicht funktioniert – die Qualität war dann nicht mehr filmtauglich (muss wohl am verwendeten Smartphone gelegen haben). Daher verlieh ich dann meinen Audo Recorder für jeweils ein Wochenende. Von Kindern zwischen 5 1/2 und 13 Jahren darf man keine schauspielerischen Höchstleistungen erwarten (vor allem, wenn man als Regisseur bei den Aufnahmen nicht dabei ist) – sie haben ihre Sache aber sehr gut gemacht.
Gerade weil ich so viele einzelne Sprecher hatte, freut es mich besonders, dass es den Sonderpreis für die beste Synchronisation gab.